Rudi Völler
Tante Käthe erobert Deutschland
1960 wurde in Hanau ein Junge zur Welt gebracht, der einige Jahre später ganz Deutschland zu „Ruuuuuudi-Rufen“ inspirierte. Rudolf Völler, genannt Rudi, war ohne Zweifel zum Fußball spielen geboren. Bereits bei seinem ersten Verein, dem TSV 1860 Hanau, zeigte der junge Rudi, was in ihm steckt. 40 bis 50 Tore machte der Mittelstürmer in Jugendzeiten pro Saison. Diese Quote blieb natürlich auch den größeren Vereinen aus der Umgebung nicht verborgen. So sicherten sich Kickers Offenbach die Dienste von Rudi Völler. Dort spielte er zwei Jahre in der Jugend, ehe es zu seinem Debüt in der Profimannschaft der Offenbacher kam.
Die frühen Jahre als Profifußballer Der Trainer der Offenbacher Kickers, Udo Klug, verhalf Rudi Völler in der Saison 1977/78 zu seinen ersten Einsätzen in der 2. Bundesliga Süd. In sechs Spielen traf der junge Stürmer einmal und konnte sich nachhaltig für weitere Aufgaben empfehlen. Weitere zwei Jahre verblieb Völler am Bieberer Berg, wo er in 78 Spielen insgesamt 18 Tore schoss. Carl-Heinz Rühl, seinerzeit Trainer beim TSV 1860 München wurde auf den Stürmer aufmerksam und transferierte ihn nach München in die 1. Bundesliga. Obwohl die Löwen abstiegen, war das erste Jahr im Oberhaus für Völler ein großer Entwicklungsschritt. Im Folgejahr in Liga zwei war Rudi Völler derart gereift, dass er sich mit 37 Toren die Torjägerkanone sicherte. Damit begann sein kometenhafter Aufstieg in die große Welt des Fußballs.
Die Blütezeit als Stürmer Otto Rehhagel baute bei Werder Bremen an einer großen Mannschaft und holte Völler aus München an die Weser. Dort schlug er groß ein und wurde zum unverzichtbaren Vollstrecker im Bremer Sturm. Bundestrainer Jupp Derwall, der Völler schon in seiner Münchener Zeit auf dem Zettel hatte, kam jetzt nicht mehr umhin, ihm für die Nationalmannschaft zu nominieren. Am 17. November 1982 debütierte Völler in Nordirland in der Nationalelf. Nach tollen Jahren bei Werder Bremen, in denen allerdings jeweils knapp die deutsche Meisterschaft verpasst wurde, und dem zweiten Platz bei der WM 1986 in Mexiko, wechselte Völler auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft ins Lireparadies Italien, wo sich damals die besten Spieler der Welt tummelten. AS Rom sollte die nächste große Station des Knipsers sein. Auch in der ewigen Stadt avanciere Rudi Völler, der in Deutschland ob seiner langen Haare Tante Käthe genannt wurde, sofort zum Publikumsliebling. Aber auch in Rom war es Völler nicht vergönnt, eine Meisterschaft zu gewinnen. Dieses sollte er 1990 auf größtmöglicher Bühne überhaupt nachholen. Der WM-Titel in seiner Wahlheimat mit einer herausragenden deutschen Nationalmannschaft war der Höhepunkt in Völlers Karriere, deren Leistungskurve sich langsam aber sicher zu neigen anfing.
Die späten Jahre in Marseille und Leverkusen 1992 wechselte Rudi Völler in die französische Liga zu Olympique Marseille, einem Klub, der ihm den höchsten Triumph auf Vereinsebene ermöglichte. Mit einer herausragenden Mannschaft holte er im Herbst seiner Karriere endlich seinen ersten nationalen Meistertitel und gewann zudem noch die Champions League nach einem 1:0-Sieg in München gegen den AC Mailand. Die WM 1994 brachte das Karriereende in der Nationalmannschaft mit sich. Beim Aus im Viertelfinale von New York gegen Bulgarien bestritt Völler sein 90. und letztes Länderspiel. Nach der WM wechselte er zu Bayer Leverkusen in die Bundesliga und war maßgeblich daran beteiligt, dass der Werksklub nicht in die zweite Liga absteigen musste. Seine aktive Karriere beendete Rudi Völler 1996 in Diensten von Bayer Leverkusen.
Sportdirektor bei Bayer Leverkusen, Bundestrainer und zurück
Direkt nach seiner sportlichen Karriere übernahm Völler das Amt des Sportdirektors bei Bayer Leverkusen. Anfangs noch von Rainer Calmund protegiert, wurde das Aufgabengebiet größer und Völler übernahm den Posten schon bald eigenverantwortlich. Als die deutsche Nationalmannschaft nach der verkorksten EM 2000 in Trainernot war, weil Christoph Daum wegen seiner Drogen-Affäre das Amt nicht antreten konnte, übernahm Völler kurzerhand das Amt des Teamchefs. Bei der WM 2002 gelangte Deutschland unter Rudi Völler ins Finale. Bei der EM 2004 war nach der Vorrunde Schluss, woraufhin Rudi Völler seinen Hut als Teamchef nahm. Drei kurze Stationen als Trainer bei Bayer Leverkusen, dem AS Rom und wieder Leverkusen machten deutlich, dass Völlers Platz eher auf der Tribüne angesiedelt ist. Seither ist er wieder Sportdirektor bei Bayer Leverkusen, wo er derzeit mit einem Vertrag bis 2017 ausgestattet ist.